Wischergestänge

Irgendwann macht der Scheibenwischer Geräusche, dann schafft der Motor es nicht mehr, den Scheibenwischer zu bewegen. Manchmal fällt das Gestänge auch auseinander und es geht nur noch ein Wischer. Woran liegt das?

Das Problem ist bekannt und mit etwas feinfühliger Handarbeit zu lösen. Leider ist es eine Fummelei, das Gestänge unter dem Armaturenbrett aus- und wieder einzubauen. Beim Einbau benötigt man meistens noch einen Helfer (wenn nicht gerade die Windschutzscheibe draußen ist).
Um den Ausbau bei den o.g. Fehlersymptomen kommt man nicht herum, aber auch jene, die in den letzten 20 bis 40 Jahren noch nie das Gestänge draußen hatten, sollten sich mal einen Nachmittag dafür Zeit nehmen!

Die Schwergängigkeit des Gestänges wird im wesentlichen durch 2 Umstände verursacht:

Beim (neueren) Wartburg 353W und 1.3 wird der Scheibenwischer in der Weise auf der Achse befestigt, wie man z.B. einen Bohrer in ein Bohrfutter einspannt. Die Außenmutter zieht eine konische, halbierte Hohlschraube in den Wischerarm. Durch den Konus klemmt sich dabei die geschlitzte Hohlschraube auf der Achse fest.
Nach Jahren sitzt das oft so fest, daß man den Wischerarm nicht lösen kann. Wer jetzt zum Hammer greift oder daran rüttelt, zerrt oder gar mit einem Hebel von unten her drückt, verbiegt unweigerlich die Achse und verursacht größeren Schaden.
Die Achse besteht aus Weichmetall!
Nach einer solchen Gewalttour löst sich zwar die Klemmverbindung und man kann den Wischerarm tauschen, aber in der Folge reibt sich die Zinkschicht am Knick der Achse in der Hülse weg, Feuchtigkeit führt zu Rost, die Achse quillt auf und kann sich nicht mehr bewegen. Ebenfalls reibt sich die kaum sichtbare Messingbuchse auf, die in Verbindung mit Fett die Achse abdichtet.

Meistens geht man davon aus, das so ein Teil wartungsfrei ist. Weit gefehlt!

Festsitzende Wischerarme sollten nur mit Abzieher demontiert werden. Entweder ein kleiner zweiarmiger Abzieher, oder eine speziell abgedrehte Schraube zusammen mit einer längeren Schaftmutter besorgen dies leicht.

Demontage am Wartburg (alle Modelle)
speziell Wartburg 311, 312
speziell Wartburg 335, 1.3

Geeigneter Abzieher, jedoch nur bei den neuesten Modellen Wischerarm anwendbar.
Wischerarm vom Wartburg 353W bzw. Wartburg 1.3. Dies ist die neuere Variante (CSSR), für die der o.g. Abzieher geeignet ist.
Wischerarm Wartburg 311, 312, 313
Hochklappen, Schraube lösen, Wischerarm ist ohne Probleme abnehmbar.
Wischergestänge Wartburg 1.3





Wischergestänge Wartburg 353
Dies ist das Wischergestänge vom Wartburg 312 Bj. 67. Es ist mechanisch etwas aufwendiger als das vom Wartburg 353W oder 1.3'er, dennoch das gleiche Prinzip.
Am besten man fotografiert alle Details, um später alles wieder zusammenbauen zu können. Vorsicht bei der Demontage, es darf nichts verloren gehen. Beim Wartburg 311, 312 befindet sich zusätzlich eine Abstandshülse zwischen Stirnwand und Wischergestänge (Kreis).
Man muß zunächst vorsichtig die Halteklammer (Kreis) öffnen, die außen die Wischerachse gegen das Durchrutschen sichert.
Vor der Demontage ist eine ggf. verbogene Achse sanft (!) zu richten, gründlich zu ölen (event. mit feinem Sandpapier zu glätten) und dann mit vielen Hin- und Herbewegungen aus der Hülse zu ziehen. Es gilt, die Messingdichtung an der Spitze nicht zu beschädigen. Eine verbogene und verrostete Achse hat einen vergrößerten Durchmesser. Das kann schon mal eine Viertelstunde dauern, wenn man das Zeugs wiederverwenden will.
Alle Gelenke zerlegen, Filzscheiben, Spangen und Halbmondscheiben sichern. Reihenfolge merken.

Gestänge prüfen, ob es verbogen ist. Ein Wischermotor hat Kraft!
Der Auslenkwinkel der Scheibenwischerarme läßt sich einstellen. Dafür ist eine Stück des Wischergestänges unterbrochen und mittels Überlappung und Schraube miteinander verbunden.

Deutlich sieht man Rost an exponierten Stellen. Der Zink hat sich aufgelöst.

Nach dem alles penibel gereinigt, gerichtet und von Rost befreit ist, fettet man die Wischerachse gut ein, sowie auch die Gelenke (hier nicht übertreiben) fehlende oder beschädigte Gelenkscheiben müssen ergänzt bzw. ersetzt werden.
Die Mechanik darf an den Gelenken nicht kippeln oder wackeln. Wenn die Mechanik Spielraum zum Kippeln hat, hebelt der Wischermotor die Gelenke während des Wischvorganges garantiert auseinander!
Nach dem Zusammenbau alles kontrollieren und wieder ins Auto bauen. Jetzt sollte alles schön funktionieren.
Bevor die Wischerarme montiert werden, sollte der Wischermotor einmal eingeschaltet werden. Einerseits als Kontrolle desselben, andererseits, um die Nullage - also den Abschaltpunkt - des Gestänges herzustellen (Gestängewinkel auf der Motorachse). Erst dann können die Wischerblätter aufgesteckt und befestigt werden. Letztlich sollen die Wischer ihre Ruheposition unten finden.