Rolfs () Wartburg 311 "Opa"

Rolf () entdeckte eines Tages meine kleine Homepage, setzte sich mit mir in Verbindung und schickte mir Fotos von seinem schicken Wartburg. Außerdem erhielt ich von ihm die ausführliche Beschreibung seiner bisherigen Erlebnisse als frisch gebackener Wartburgfahrer. Ich habe von ihm und von Stephan U. (Rheinländer Wartburgfreunde) die freundliche Genehmigung, sowohl die Fotos, als auch Rolfs Bericht hier zu veröffentlichen.

Da der Bericht sehr lang ist, habe ich mir erlaubt, hier nur einige Passagen zu publizieren. 


Im Hintergrund: die wohl vielen bekannte "Oma" (Rheinländer Wartburgfreunde).

Rolf () schreibt:
Das Fahrzeug ist eine Standard-Limousine ohne Faltdach, schwarz (ein sehr schönes, besonders edles schwarz!), gebaut im Dez. 1963, erste Zulassung im Jan. 1964, hat schon den 1000er Motor, ist auf eine 12-Volt-Anlage umgerüstet, trägt diese freche Sonnenblende und sehr schöne gelbe Nebel-Scheinwerfer. Das Ding ist zwar etwas teurer als die Durchschnitts-Angebote, aber der Verkäufer versicherte, der Wagen sei fahrbereit, habe keinen Rost und es müsse nur die Brems-Hydraulik entlüftet, die Zündung eingestellt und die Batterie ersetzt werden. (Alte Hasen ahnen sicher schon, was jetzt noch alles kommt...)

Ich hielt jedenfalls ein Bildchen in der Hand, das mir per E-Mail vom Verkäufer zugeschickt wurde. Sah alles toll aus! Ohne das Auto in "echt" gesehen zu haben, war mein Entschluß bereits 98-prozentig gefaßt. Wenn keine besonderen Dinge gegen den Kauf sprechen würden, wollte ich dieses Auto haben!

In Anlehnung an die Namensgebung des wohl bekanntesten Fahrzeugs der Rheinländer Wartburgfreunde sollte mein 311er ab sofort "Opa" heißen. Ich war sehr zuversichtlich, daß die wenigen "Bagatellen" bald instandgesetzt wären. Jedenfalls sollte der von mir zu bestimmende Teil der Geschichte meines alten Wartburg-311 nun noch durchaus aufregend werden! Der "Opa" sollte (wollte) noch lange nicht auf die Straße zurück! Ich war aber noch absolut zuversichtlich, oder besser doch völlig ahnungslos.

Mein 311er stand nun also in der Dorf-Werkstatt und harrte der Dinge die da kommen würden. Kurz nach dem Eintreffen war der "Opa" auf die Bühne genommen und auch von unten begutachtet worden. Als Ergebnis meinte der Meister wörtlich: "Der sieht ja unverschämt gut aus!" – Ich fühlte mich daraufhin in meiner Sicherheit bestärkt, daß die wenigen Bagatell-Reparaturen bald erledigt sein würden!

Diese Zuversicht währte aber nur wenige Stunden. Bereits beim Entlüften der Bremsanlage zeigte sich, daß ein Radbremszylinder undicht war. Da dazu nun keine Ersatzteile vorhanden waren, wurde das Auto schnell wieder aus der Werkstatt verbannt.

Ich versprach, schnellstmöglich einen(!) neuen Radbremszylinder zu besorgen, war aber völlig ahnungslos, woher. Ich inserierte kurzerhand in einem Internet-Anzeigenteil. Daraufhin meldete sich Olaf H. Er war bereit, mir zu helfen, schickte das gewünschte Teil, wollte jedoch den alten RBZ zum regenerieren zurück. – Klar, die Gussteile werden eben nicht mehr gemacht!

Ich hatte mit dem Werkstattmeister vereinbart, daß die Sache mit dem Wartburg nun überhaupt keine Eile habe. Er könne immer dann an dem Wagen arbeiten, wenn er dafür eine "ruhige Zeit" hätte. Schnell stellte sich aber heraus, daß dies wohl ein strategischer Fehler gewesen ist. "Ruhige Zeiten" wollten sich nicht einstellen. Erst als Wochen später mein Drängen heftiger wurde, machte der 311er also zum zweiten mal Bekanntschaft mit der Montage-Bühne. Ich erklärte meiner Werkstatt ausdrücklich, daß die Alt-Teile zum Regenerieren gehen sollten. Schnell war der alte Rad-Bremszylinder ausgebaut und sofort war klar, daß der neue RBZ ein zu kleines Anschluß-Gewinde hatte. Bemühungen, hier im "Westen" ein Übergangsstück zu bekommen scheiterten. So war der 311er schneller wieder aus der Werkstatt raus, als er drin gewesen ist...

Olaf H. fertigte mir dann eine neue Bremsleitung mit zwei verschiedenen Gewinde-Nippeln an. – Danke! Olaf H. bot auch an, daß er die Reparaturen an meinem 311er ausführen würde. Er nannte auch einen finanziellen Rahmen. Der kam mir damals jedoch ziemlich hoch vor. Ich war eben immer noch sicher, daß "so viel" ja eigentlich nicht zu machen sei. Ich wollte mich da nun selber durchwurschteln. Außerdem erschien mir die erneute Überführung mit Hänger nach Sachsen als sehr aufwendig. – Im Nachhinein muß ich aber sagen, wenn ich nochmals zu tun hätte, dann wäre der "Restaurator" aus Großhartmannsdorf die von mir bevorzugte Adresse! Teurer wär's wohl auch nicht geworden...

Als ich im Sommer ohnehin in Sachsen unterwegs war, stattete ich Olaf einen Besuch ab. Er hat eine wirklich pieksaubere, ordentlich aufgeräumte Werkstatt! Und in Sachen 311er ist er einfach Profi! – Wo andere endlos dran herumsuchen und probieren, sitzt bei ihm jeder Handgriff. Daher kann er auch wirtschaftlich konkurrenzfähig arbeiten...

Wieder stand mein 311er wochenlang auf dem Hof der Werkstatt ohne daß sich jemand kümmern konnte. Schließlich wurde die Bremsanlage komplettiert und entlüftet. Hurra! Entgegenkommender Weise heftete der Werkstattmeister rote Nummernschilder an den Wagen, so daß ich endlich und überhaupt zum ersten Mal einen 311er selber fahren konnte. Ich sollte jedoch nicht weit kommen. Über die Lage und Bedienung des Choke absolut im Unklaren, war das Vergaser-Gemisch so fett, daß ich schon am Ortsausgang mit absterbendem Motor liegen blieb. Die schlecht eingestellt Zündung tat ein übriges...

Wieder stand "Opa" über Wochen hilflos und bewegungslos auf dem Werkstatt-Hof. Zunächst kamen krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern, später die Urlaubszeit dazwischen. Überhaupt war ständig lebhafter Betrieb in der Werkstatt. Ich war mit meinem 311er nur das absolute Hindernis!

Wochen später bringe ich mich bei meiner Werkstatt nochmals in Erinnerung. Der freundliche Werkstatt-Meister stellt mir eine Aushilfe vor, die sich in "Kürze" um meinen Wartburg kümmern könne. Das ist ein ganz ruhiger Kerl, der sich wohl früher 'mal mit Zweitaktern befasst hatte. – Spitzname "Erfinder-Ulli"! Es sollte sich noch zeigten, daß dieser Name seine Berechtigung hatte. Fehlende Teile, Dichtungen, Schläuche etc. fertigte "Erfinder-Ulli" kurzerhand eigenhändig an. Für fehlende Werkzeuge, etwa Abzieher, gilt Entsprechendes. – Der könnte nun wirklich unter "Erfindungen aller Art" firmieren...

Ansonsten ist "Erfinder-Ulli" absolut wortkarg. Er ist jedenfalls nicht der Typ, der mir ellenlange Erklärungen in laienhaft verständlicher Form geben würde, etwa um meine Defizite in Sachen automobiler Technik auszugleichen. Jedenfalls tat sich nun endlich was! Nach Monaten der Ungeduld war ich nun im Teile-Beschaffungs-Stress! Ich kam damit nun gar nicht so schnell nach, wie sich die Notwendigkeiten ergaben! Und "Erfinder-Ulli" machte keine halben Sachen, rupfte kurzerhand den Motor und das Getriebe raus, ersetzte die Kegel-Rollenlager im Getriebe, alle Dichtungen am Getriebe, sämtliche Gummi-Manschetten an Lenkung und Vorder-Achse, die Lager der Zündverteilung, die Wasserpumpe, den Haupt-Bremszylinder, die restlichen Radbremszylinder, die Bremsschläuche, eine Bremstrommel hinten, einen Teil der Bremsbacken hinten, alle Schläuche des Kühlwasser-Kreislaufes, einen Spurstangen-Kopf, fertigte fehlende Bowdenzüge neu an, stellte Zündung und Vergaser wirklich perfekt ein und vieles, vieles mehr. Die vollständige Liste der Arbeiten hier aufzuführen, würde den Rahmen dieser Publikation sprengen. ...