Tagfahrlicht für MZ ES, TS, ETS mit 6V-Anlage

Mär
19
2013

Hier habe ich vom Andreas (Wabufan) einen interessanten Vorschlag erhalten, wie man an der guten alten ES, TS oder ETS mit 6V-Anlage ein Tagfahrlicht realisieren kann.
Vorteil der Schaltung ist, daß nicht benötigte Lampen (Tacho, Schlußlicht) deaktiviert sind und so eine Reserve der Lichtmaschine besteht, die tatsächlich zum Aufladen des Akkus verwendet werden kann.
Der Umbau greift nicht tief in die erhaltenswerte Substanz ein. Ein Kabel, ein Umschalter, etwas Arbeit...
Lesen Sie selbst, was Andreas dazu schreibt:

Hallo Peter,
die LIMA der MZ ist bei Nachtfahrt absolut an der Leistungsgrenze.
Dabei sind folgende Daten wichtig:

Leistung der LIMA bei 6,0 V normal 60 W = 10,0 A und mit 50 % Überlastung 90 W = 15,0 A

Geht man von 90 W aus ergeben sich folgende maximalen Ströme (P = U : I):

6,0 V = 15,0 A
6,5 V = 13,8 A
7,0 V = 12,8 A
7,5 V = 12,0 A

Bei einer Reglerspannung von 7,2 V wären das dann maximal 12,5 A. Bei diesen Angaben sind die Erregerleistung der Feldwicklung und die Stromaufnahme des Reglers (Spannungsspule) berücksichtigt.
Diese Kennlinie versucht der Regler zu verwirklichen. Das nennt man nachgiebige Spannungsreglung. Leider regiert die Lichtmaschinenspannung mit jeder Stromerhöhung und erniedrigt die Spannung. So beugt man einer Überlastung der LIMA vor.

In meinen weiteren Betrachtungen nehme ich die Einschaltzeit der Zündspule zu 100 % an.
Die Zündspule hat einen Primärwiderstand von 2,5 Ohm. Bei 6 V fließen durch diesen Widerstand 2,4 A und das sind 14,4 W.

Nachtfahrt mit der MZ bei 6 V LIMA - Spannung :

40,0 W Abblendlicht
5,0 W Rücklicht
2,0 W Standlicht vorne
2,4 W Tachobeleuchtung
14,4 W Zündung bei 100 % ED
---------------------------------------------
63,8 W bei 6 V = 10,6 A

Da die LIMA aber 7,2 V liefert, steigt der Strom um den Faktor 7,2 V : 6,0 V = 1,2.

Nachtfahrt bei 7,2 V LIMA - Spannung :

57,6 W Abblendlicht
7,2 W Rücklicht
2,9 W Standlicht vorne
3,5 W Tachobeleuchtung
20,7 W Zündung bei 100 % ED
---------------------------------------------
91,9 W bei 7,2V = 12,8 A

Damit verbleibt zur Ladung der Batterie kein Strom.
Da man auch bei Tage mit Licht fahren muß, stellt sich die Frage, wie man es schafft, das nur am Tage der Hauptscheinwerfer leuchtet.
Das Standlicht, Rücklicht und die Tachobeleuchtung ergeben am Tag keinen Sinn.

Nach meiner Idee wird der Scheinwerfer am Anschluß D+ / 61 der Lichtmaschine angeschlossen. An diesem Punkt liegt die Generatorspannung noch vor dem Rückstromschalter und der Stromspule im Regler.
Damit liegt der Hauptscheinwerfer direkt an der Lichtmaschine und wenn diese ausreichend dreht, leuchtet er.
Hierfür legt man ein neues Kabel mit 2,5 mm² vom Regler D+ / 61 zum Zündschloß. Es gibt zur Ladekontrolle schon so ein Kabel aber da reicht der Querschnitt mit 0,5 mm² nicht!
Man benutzt zur Umschaltung Tagfahrlicht/ Originalbetrieb einen Umschalter. 
Das Kabel vom Zündschalter (56) zum Abblendschalter (56) wird an diesen Schalter am Mittelkontakt angeschlossen. Eine Stellung verbindet man wieder mit dem Zündschloß (56) - das ist die originale Schaltung.
Der andere Kontakt des Zusatzschalters wird mit dem neuen Kabel zum Regler verbunden.

Mit dieser Beschaltung entfällt die Verringerung der Spannung bei hoher Belastung, da im Regler die Stromspule umgangen wird.

Das hat aber auch einen nicht zu vernachlässigenden Nachteil:
Ist die Drehzahl der LIMA zu gering, dann geht der Scheinwerfer aus! Gleichfalls leuchtet die Ladekontrolle mit voller Helligkeit.
Man muß auch bedenken, daß die Erregung der LIMA sich um 2 ... 3 Sekunden verzögert.
Und muß man am Tage Lichthupe geben, dann wird für das Fernlicht der Strom der Batterie entnommen. Dabei fließt vom Zündschalter Anschluß (15) zum Lichthupenkontakt und von dort zum Fernlichtfaden (56a) der Lampe der Strom.
Nachts könnte man das für mehr Licht auf der Strasse kurzzeitig nutzen...
Weiterhin muß man beachten, daß man nachts auch mit der Stellung Standlicht des Zündschalters fahren kann. Tourt aber der Motor in den Leerlauf, kann das zum Verlöschen des Scheinwerfers führen! Das muß man unbedingt beachten!

Bei Tagfahrt und dieser Änderung ergibt sich folgende Bilanz bei 7,2 V:

57,6 W Abblendlicht
20,7 W Zündung bei 100% ED
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78,3 W bei 7,2V = 10,9 A.

Damit verbleiben zur Batterieladung 12,5 A - 10,9 A = 1,6 A oder 11,5 W. Nach 14 Stunden Dauerfahrt wäre eine Batterie 6 V/ 16 Ah voll aufgeladen...

Da ich beim Verbrauch der Zündspule 100 % Einschaltzeit angenommen habe, wird der Verbrauch entsprechend des Schließwinkels geringer ausfallen.

Viel Spaß beim Nachbauen wünscht Andreas aus Leipzig