mein 1. Trabant P601 S

Kaum hatte ich keinen Moskwitsch mehr, wollte ich sofort wieder ein Auto haben. Einmal Lunte gerochen... Moped und Motorrad bin ich bis dahin genug gefahren - durch Wind und Wetter, viele zehntausende Kilometer. 

Ursprünglich war dieser Trabi beige. Mein Vorbesitzer hatte den Aluziergrill entfernt und das Frontmittelteil und die Stoßstangen braun lackiert. Mir gefiel das nicht und so besorgte ich mir eine große Plastikscheibe, überdeckte damit das Frontmittelteil, brachte kurze streifenförmige Lufteintrittsöffnungen an, die ich mit schwarzem Lack derart "verlängerte", daß sie dem 1.1'er Trabi ähnlich kamen. Zu dieser Zeit wurden erste Veröffentlichungen zum 1.1'er Trabi vorgestellt.  

Ehrlich, ich bemühte mich seiner Zeit intensiv darum, einen 312'er Wartburg zu kaufen. Diese Autos liebte ich schon damals. Jedoch was will ein junger Mann zu dieser Zeit mit seinen 5.000 Mark anstellen? Für dieses Geld gab es nur noch schrottreife Autos. 

Schließlich wurde ich überredet, aus der Bekanntschaft einen Trabant zu kaufen. Eine "Puppenstube", wie mir versichert wurde. Will heißen: im Tip-Top Zustand, da es sich um beinahe Verwandtschaft handelte. 

Und so bekam ich denn einen (in meinen Augen unglaublich schlecht erhaltenen) Trabant 601 Baujahr 1978 mit "Verkaufslackierung", wie sich alsbald herausstellte. Der Trabi kostete mich offiziell 5.000 Mark, bezahlen mußte ich jedoch dem guten "Anverwandten" 8.000 DM, denn es war natürlich die reinste Freundschaft, daß kein anderer das Objekt der Begierde erhielt, sondern ich. 

Ziemlich bald bemerkte ich den Beschiß und ich ließ das auch damals alle spüren, die daran beteiligt waren. 

Die Schweller waren vollständig durchgerostet,  die Vorderfeder ausgelutscht und verschoben, die Reifen daher schief abgefahren,  die Lenkerlager ausgenuddelt,  der Wagen zog ständig nach links, seit Jahr und Tag war nichts geschmiert worden, so daß man nur rupfend schalten konnte, das "Geweih" in Flanschnähe des Hilfsrahmens eingerissen,  die Kupplung so verschlissen, daß ich nach einer Woche bereits in allen Gängen alle Geschwindigkeiten fahren konnte, ohne auch nur einen Meter vorwärts zu kommen. 

Und das alles mit Schulden für dieses Auto: keine Ahnung, keine Beziehungen, keine Garage, keine Ersatzteile...  Es gab damals noch mehr k e i n e, glaube ich.  Die Werkstätten wimmelten mich ab, wie es üblich war: "Bring' S'e Teile mit!" 

Ach, wär' ich damals meinem Instinkt gefolgt und hätte mir einen "schlurrigen" 311'er genommen! Da wäre ich nicht auf die falsche Fährte gelockt worden, sondern hätte von vorn herein gewußt, woran ich bin, wie eben bei meinem Mossi!

Das schlechte Gewissen und der drohende Ärger, den ich dem Vorbesitzer machen wollte, bescherte bei gewissen Leuten einigen Verdruß und mir "vermittelte Beziehungen".  Will heißen, da "bastelte" mir jemand dann z.B. eine neue Kupplung rein. Aber alles was mir geboten wurde, war nur neuer Pfusch für abermals viel Geld. Das Vertrauen in diese "Beziehungen" schwand sehr bald und in die Werkstätten sowieso (letzteres bis heute). So fing ich mit diesem Trabi an, meine Autos selbst zu pflegen und zu reparieren. 

Immerhin bekam ich allmählich in den darauf folgenden 2 Jahren peu-a-peu diverse Ersatzteile, wie z.B. die für Otto-Normalverbraucher einfach nicht erhältlichen Radialreifen, einen neuen Motor und den weißen Lack (das Auto war ursprünglich beige), und vieles davon spendiert! Das versöhnte mich einigermaßen mit der Zeit. 

Ich lernte Leute mit Sprühpistole und Schweißbrenner kennen und in Heimarbeit zerlegten wir die "Puppenstube" und setzten sie wieder zusammen. Das lief nicht alles so ab, wie ich es gern (penibel) vorhatte, aber der Trabi lief wieder und dank weißer Farbe mit Bootsklarlack, glänzte er bald wie eine polierte Tischplatte. Letztlich habe ich das Auto zur "Puppenstube" gemacht, unter Aufwendung von viel Zeit, Kraft und Geld. 

Dennoch drohte das Schwert des Damokles über dem Trabihaupte: der Flansch am Hilfsrahmen war partout nicht in den Griff zu bekommen und drohte permanent zu reißen. Die Folgen sind den Trabikennern bekannt. 

Damals, als die Straßen voll von Trabis waren, strebte auch ich nach gewissen Unterscheidungsmerkmalen. Inspiriert durch die Prototypen der 1.1'er Trabis, die ich frühzeitig bei Dreharbeiten sah, ließ ich mir das Frontmittelteil, wie es auf dem Foto zu sehen ist, einfallen. Außerdem hatte mein Trabant das alte rechteckige Armaturenbrett vom 353'er Wartburg erhalten, mit den schönen Rundinstrumenten für Tank- und Amperemeter (Umbau vom Moskwitsch), nebst selbstgebautem digitalen Drehzahl- und Spannungsmesser. Die Licht- und Nebelschalter ersetzte ich durch die W50 Kippschalter, um nur einige Komfortänderungen zu erwähnen.

Irgendwann habe ich diesen Trabi auf 12V umgebaut, weil ich immer wieder mit der 6V Anlage Probleme hatte (nicht nur wegen der Anhängersteckdose). Ich hatte alle Teile beisammen. Allein es fehlte mir an einer 12V Lichtmaschine. Es war keine aufzutreiben! Also baute ich aus meiner 6V Gleichstrom Lichtmaschine eine 12V Gleichstrom Lichtmaschine. Dummerweise hatte ich zwar den richtigen Anker, aber den falschen Stator (Gehäuse). Die Lichtmaschine schaffte nicht genug Saft herbei, so daß ich bewußt den mechanischen Regler durch eine Bilux Scheinwerferglühlampe ersetzte. Im Sommer ging das ganz gut, aber im Winter war die Lichtmaschine nur als Umlenkrolle für den Keilriemen tauglich. Also besorgte ich mir die schönen langen Batteriekabel des Saporoshez und eine 12V/ 96 Ah Batterie vom LKW, verbaute das ganze in den Kofferraum und konnte mit dieser Konstruktion lässig eine Woche bis zur nächsten Steckdose fahren. Das ganze habe ich mehr als ein Jahr praktiziert! Bis auch ich dann endlich eine entsprechende Lichtmaschine "zugeteilt" bekam.


Meine liebe Frau beim Autowaschen, hat sie nicht einen schönen langen Zopf?)
Als Wartburgfan baute ich natürlich das Armaturenbrett des Trabis um. Den Lichtdrehschalter des Trabis ersetzte ich durch die W50 Wippschalter. Nebelscheinwerfer und Sirocco-Heizung wurden ebenfalls über diese Schalter gesteuert.
Der Wartburginstrumententräger paßte prima auf das Armaturengerippe des Trabant, ebenso die Purschaumpolster. Kunstleder und Plastikflächen vervollständigten das Ambiente. So konnten alle Element neu gestaltet werden.
Wartburgtachometer und Tankanzeige blieben, die Temperaturanzeige (mitte) baute ich zu einem Amperemeter um. Die schön großen Kontrollampen beinhalteten jetzt auch die Lampe der Sirocco-Heizung. Rechts neben den Lampen platzierte ich die Warnblinkanlage.
Das Armaturenbrett paßte sich rechts und links in einem sanften Schwung der Lenksäulenverkleidung an. Links unten gab es dort in einem selbst gebauten Messingrahmen etliche Kontrollämpchen und der Wischerschalter, rechts ein selbst gebauter digitaler Drehzahl- und Spannungsmesser in einem Gehäuse einer rechteckigen Temperaturanzeige.
Auf dem Armaturenbrett links befanden sich zwei Selbstbauinstrumente für Uhrzeit und Raumtemperatur.