Temperaturgeber

Mai
27
2007

Mich erreichen so viele E-Mails, die sich gerade in diesen warmen Tagen gleichen: "Mein Motor wird zu heiß..., ich weiß nicht mehr weiter...". Natürlich werden auch meine beiden Wartis an warmen Sommertagen deutlich wärmer, aber eigentlich nie so, daß ich dabei an Probleme denken würde oder nicht fahren könnte. In extremen Situationen (Bergfahrt) greife ich auch schon einmal zur Heizung und öffne das Fenster...
Mein Tourist hat für die Temperaturanzeige vier LED's und der Camping die klassische Anzeige mit Zeiger.
Ein Vorteil im standardisierten Programm aller DDR-Fahrzeuge: die elektrischen Geber aller Wartburg- und Barkastypen verwenden den gleichen Temperaturgeber C120. Während mein Tourist eigentlich immer grün anzeigt, geht der Zeiger im Camping schon bis an den roten Rand heran. Kein Grund zur Panik, aber was zeigt das denn eigentlich? Welche Temperatur ist das da am Ende des grünen Bereiches? Wissen Sie es?
Also flux den Geber aus dem Zylinderkopf heraus geschraubt (vorher natürlich etwas Kühlwasser ablassen) und zum Vergleich noch ein paar andere Geber (einen gebrauchten und einen neuen) dazu genommen. Um die Sache abzurunden, empfehle ich auch den Thermostaten zu überprüfen. In dieser Kombination lernt man den Regelkreis für die Temperatur sehr genau einzuschätzen. Ein Aha- Effekt nicht ausgeschlossen.

Drei Geber elektrisch und mechanisch miteinander verbunden. Man sollte auf gute Kontaktgabe achten, um sich nicht zusätzlich unnötige Meßfehler einzubauen.
Der lange Geber stammt aus meinem Camping 312. Ist schon etwas älter, dennoch ein waschechter C120.

Geber und Temperaturfühler in einen Kochtopf mit Wasser hängen, die Meßinstrumente anschließen. Im Gegensatz zur Messung/ Beurteilung der Thermostaten, hat man zur Erfassung der Meßdaten nur wenig Zeit, daher bekommt jeder Geber sein eigenes Instrument

Temperaturanzeige + dreimal Widerstand

Man kann sich schon einmal eine Tabelle für das Meßprotokoll vorbereiten, dann geht das Eintragen der Werte schneller. Es genügt, wenn man die Widerstandswerte alle 5 Grad abließt. Eine übertriebene Genauigkeit ist nicht zwingend von Nöten, da es im Wartburg ohnehin keine geeichte Temperaturscala gibt. Vorteil ob nacheinander oder gleichzeitig, mehrere Geber auszumessen: man kann die Werte prima miteinander vergleichen und feststellen, ob man richtig gemessen hat oder ein extremer Ausreißer in den Werten vorliegt.
C120 Widerstände werden in

Gemessen habe ich folgende Werte bei ansteigender Temperatur, also von niedrig nach hoch, so wie es im Auto uns am ehesten interessiert. Aufgrund der Trägheit bei der Wärmeübertragung ergeben sich in umgekehrter Richtung (von heiß nach kalt) leicht differierende Ergebnisse. Jedoch genügt die tolerante Einschätzung der Meßdaten für den Einsatzzweck im Auto vollauf. Genauer messen ist mit mehreren Versuchen und Optimierung des Aufbaues sicher möglich, aber daß mache ich erst, wenn ich meine Wartis mit auf den Mond nehmen kann.
Klar zu erkennen ist der tendenzielle Verlauf der Kurve aller Geber, die also völlig intakt sind und auch den Vorgaben entsprechen. Je höher die Temperatur um so genauer das Widerstandsverhalten. Die Werkssollvorgaben (gelbe Punkte auf der Kurve) stimmen mit dem Ist der 3 Geber überein:
-   40°C: ~300 Ohm
-   60°C: ~190 Ohm
-   80°C: ~144 Ohm
- 100°C: ~124 Ohm
Entsprechend den Werksvorgaben soll das Temperaturinstrument im Wartburg bei Anschluß eines Widerstandes von 150 Ohm (an Stelle des Temperaturgebers) ungefähr in der Mitte stehen. Probieren Sie das einmal aus! Sie haben möglicherweise einen Aha- Effekt, so wie ich. Mein Instrument steht hier bereits am Ende der grünen Skala, obwohl das Kühlwasser gerade zwischen 75 und 80°C aufweist! Also eher "unterkühlt", derweil die Anzeige Panik auslöst...

Die grüne Kurve entspricht der Geberkennlinie meines Camping.


 

 


Die fortlaufenden Fotos der Anzeigen sprechen für sich. Die Anzeige gibt viel höhere Werte wieder, als tatsächlich vorherrschen.
Insbesondere die 80°C Anzeige sollte eigentlich etwa in der Mitte der Anzeige stehen.
Das ist in etwa der Bereich, bei dem der Thermostat sich zu öffnen beginnen soll (meiner macht das schon ab 75°C).
Wird bei größerer Belastung, sommerlichen Tagen, Bergfahrt, Stau etc. der Kühlkreislauf stärker belastet und die Temperatur geht in Regionen um 95°C, sollte der Temperaturanzeiger sich in der Nähe (davor) des roten Feldes befinden.
Wie man auf den Bildern sehen kann, verläßt der Zeiger bei meinem Instrument bereits die Anzeige, wenn der Thermostat voll geöffnet ist.

Und was zeigt Ihr Instrument an? Sind Sie ein von Hitze gestreßter Wartburgfahrer und haben bereits alles gegen Übertemperatur unternommen, ohne Abhilfe schaffen zu können? Dann untersuchen Sie doch einmal Ihre Temperaturanzeige!