neue kontaktlose Zündanlage für Wartburgmotore

oder mit dem Fluxkompensator zurück in die Zukunft®

Der Anfang

Eines Tages, das ist nun 2 Jahre her, sprach mich Harald Steinhauser (Steini) an, ob ich ihm ein Wartburg Unterbrechergehäuse zur Verfügung stellen könnte, da er eine kontaktlose Zündanlage für Wartburgmotore entwickeln wolle. Ich willigte sofort ein, da ich, was Zündanlagen angeht, schnell begeisterungsfähig bin, wie manche von mir wissen. Ohnehin gibt es 15 Jahre nach Herstellung des letzten Wartburgs im AWE viel zu wenig Hersteller von Zubehörteilen für diese Automarke. (Hier liegt meine Hoffnung im Zusammenschluß möglichst vieler begeisterter Wartburgfahrer, die alle die gleichen Ersatzteile benötigen – eigentlich eine Aufgabe für die Vereine?!).

Harald Steinhauser ist erfahrener Hersteller professioneller kontaktloser Zündanlagen vieler Automarken, vor allem für Oldtimer. Nach seinen eigenen Aussagen ist die Entwicklung dieser Zündanlage eigentlich nicht sonderlich schwer zu nennen, da sie auf im Einsatz bewährten Komponenten beruht. Viel schwieriger ist jedoch die Markteinschätzung:

Fragen über Fragen, die Steini und ich immer und immer wieder wälzten.

Am Start

Rechtzeitig vor der Abfahrt zu Olafs Wartburgtreffen, zu dem ich bereits am 20.06.2005 anreiste, übergab mir Harald Steinhauser seinen Prototypen der Steini-KTZ für Wartburg. Da ich meinen Wartburg Tourist Sommer wie Winter täglich, ob kurze oder lange Strecke und außerdem von Anbeginn mit EBZA2s fahre, war ich für ihn vermutlich ein geeigneter Testfahrer.


Und so schickte ich meine bewährte EBZA in Urlaub und baute die Steini-KTZ bei km 340.347 ein. Gegenwärtig steht der Tacho bei km 342.331. Das sind also rund 2.000 zurückgelegte Kilometer auf Autobahn, Bundes- und Landstraße, sowie in der Stadt. Dabei hatte die Zündanlage Kalt- und Warmstarts zu meistern, auch mal mit einer schwächelnden Batterie (Kühlbox im Dauereinsatz) zu kämpfen, sowie 6 Stunden Dauerfahrt auf der Autobahn bei sommerlichen Höchsttemperaturen, die dem Wartburg mit Kühler hinter dem Motor bekanntermaßen Probleme machen, zu meistern. So führte mich meine Wegstrecke über Frankfurt/ M, nach Ebersbach Nähe Bautzen, von Bautzen nach Dornburg (Wartburgtreffen). Und von dort endlich wieder zurück über Frankfurt/ M nach Hause.
Während der gesamten Fahrt gab es keinerlei Probleme oder Beanstandungen, die auf die Zündanlage zurückzuführen gewesen wären und so war das neue Modul bald vergessen, wie es sich für eine ordentlich werkelnde Zündung gehört.

Der Einbau

der Zündanlage gestaltet sich problemlos und sollte von jedem mechanisch versierten Wartburgeigner erledigt werden können. Kenntnisse zur Elektronik sind nicht erforderlich, sofern man die üblichen Regeln beachtet, die im Zusammenhang mit dem Umgang mit elektronischen Geräten stehen (elektrostatische Aufladungen vermeiden, Anschlüsse nicht verpolen etc.). Ebenso benötigt man keine Spezialwerkzeuge, wenn man von einer Zündeinstelluhr absieht. Einzig ein kleiner Inbusschlüssel wird zum Befestigen des Rotors benötigt.

Um die Zündanlage betreiben zu können, ist es nur erforderlich, die alte Unterbrechergrundplatte auszubauen und die Anschlußleitung (dreiadrig), die zu den Zündspulen führt, gegen die von Harald Steinhauser mitgelieferte Leitung (vieradrig) auszutauschen. Die vierte Ader in diesem Leitungsverbund stellt die Stromversorgung (Kl. 15) der Elektronik sicher, die man bequemer Weise direkt an den Zündspulen abnehmen kann. Alle übrigen Baugruppen des Wartburgs können unverändert bleiben – es müssen keine Zündspulen, Zündkerzen etc. ausgetauscht werden. Sollte der Fahrer, aus welchen Gründen auch immer, die Unterbrechergrundplatte zurückrüsten wollen, so ist dies innerhalb weniger Minuten möglich (ggf. Plus-Anschluß im Unterbrechergehäuse isolieren). Dabei ist es vorteilhaft, den auf den Unterbrecherplatinen vorhandenen Zündzeitpunkt-Merker zu nutzen. Das ist die eine Schraube am äußern Rand (etwa bei 5 Uhr), die beim Ausbau der Platine festgezogen bleiben kann und damit sicherstellt, das der letzte eingestellte Zündzeitpunkt erhalten bleibt.
Es muß also nichts gebohrt oder anderweitig verändert werden, was der Oldtimerbesitzer sicher zu schätzen wissen wird.

Als besonders vorteilhaft erweist sich, das die Zündanlage keine externen Baugruppen benötigt. So gibt es kein Leistungsteil, wie bei der bekannten und beliebten EBZA2s aus Stahnsdorf, die seit 1990 nicht mehr produziert wird.

Nach Einbau des gelaserten, aus rostfreiem Stahl gefertigtem Grundbleches, welches exakt den Maßen der originalen Unterbrecherplatte entspricht, dem Anschluß der Leitungen an die vorgesehenen Punkte (3 x Zündspule, 1 x Plus), muß nur noch der Geberring auf den Unterbrechernocken gesteckt und mit Hilfe von 4 kleinen Inbusschrauben arretiert werden. Eine falsche Befestigung des Ringes ist hier beinahe ausgeschlossen, da der Ring die Lage der Nute auf dem Nocken nutzt!
Mit diesen wenigen Arbeiten, ist die Zündanlage bereit zur einmaligen Justage, wobei natürlich wie bei einer unterbrechergestützten Zündung jeder Zylinder separat eingestellt werden muß und kann.

Das Einstellen des Zündzeitpunktes muß an dieser Stelle nicht extra beschrieben werden, da hier exakt nach den Vorgaben des AWE verfahren werden kann. Die Vorgehensweise ist hinreichend in Büchern wie: „Wie helfe ich mir selbst – Wartburg“ von Dipl. Ing. Horst Ihling beschrieben. So kann, um einer event. Klingelneigung des Wartburgmotors zu entgegnen, selbstverständlich der Zündzeitpunkt der Zylinder unterschiedlich eingestellt werden. Hier hat also der erfahrene Wartburgfahrer Möglichkeiten, seinen Motor nach eigenem Ermessen optimal einzustellen!

Das Einstellen der Zündung wird enorm erleichtert, da man keine separate Kontrollampe benötigt, die oft genug nicht zur Hand ist, Wackelkontakte u.d.gl.m. aufweist. Die Zündanlage enthält bereits entsprechende Kontrollampen in Form von LED’s. Zu berücksichtigen ist hier lediglich, daß zumindest bei dem Prototypen die Anzeige der LED’s komplementär zur Aktivität der Zündspule und damit zu einer bekannten eigenen Prüflampe aufleuchtet. Das heißt mit einfachen Worten ausgedrückt: leuchtet die LED, ist der Stromkreis der Zündspule unterbrochen. Eine externe Prüflampe, die man zum Einstellen der Unterbrecher früher benötigte, wäre jetzt aus.
Im Betrieb flimmern die LED’s in einer Weise, die mich unweigerlich an den „Fluxkompensator“ aus dem bekannten Film „Zurück in die Zukunft“ erinnerten. Da LED’s wenig Strom verbrauchen und eine „ewig“ lange Lebensdauer haben, braucht sich der Wartburgfahrer nicht um deren Ausfall sorgen zu machen!

Die Steini-KTZ läßt sich auf zehntel Millimeter genau einstellen, die Geber reagieren zuverlässig, man kann den Schaltpunkt wie gewohnt durch hin- und herdrehen der Kurbelwelle kontrollieren.

Ein Wort zu den Sensoren

Die Zündanlage arbeitet mit modernen Hallsensoren und Magneten, ähnlich, wie sie mit der ESE-2H in den letzten Trabants verbaut wurden. Im Geberring befinden sich jedoch zwei (nicht etwa einer oder gar drei!) Magnete, deren Ausrichtung unterschiedlich ist. Das besondere hierbei ist, daß mit den beiden Magneten sowohl der Zündzeitpunkt, als auch die Ladeerholzeit der Zündspulen aktiv gesteuert wird, ähnlich, wie dies bei der Unterbrecherzündung oder auch bei der EBZA2s realisiert wurde. Dieses eher unauffällige technische Detail, ist wohl der gravierende Unterschied zu anderen käuflichen Entwicklungen und macht die Anlage in besonderem Maße kompatibel zur Unterbrecherzündung bzw. zur EBZA2s. Daneben gewährt der Hersteller Harald Steinhauser natürlich Support und Garantie, eine Regreßfahrt ins Blaue oder nach Ungarn im Bedarfsfall kann damit entfallen. Eine sichere Alternative gegenüber Ebay oder verschiedenen Wiederverkäufern aus dem Internet, wie ich finde. So daß das hier investierte Geld eine gute Anlage im wahrsten Sinne des Wortes darstellt.

Fotos und Text: ©2005 www.WartburgPeter.de
Die Bilder stammen vom Prototypen und können vom Serienmodell abweichen.