Lenkradschaltung 353 kontrollieren

Sep
13
2008

Die Höhe des Schaltgestänges sollte bei allen Getrieben identisch sein, ebenfalls der Drehwinkel der Schaltgasse.

Bezüglich des Einstellens der Lenkradschaltung gibt es im Grunde getriebeseitig kein Spiel, sofern nicht ein Defekt oder außergewöhnlicher Verschleiß vorliegt. Daher kann man davon ausgehen, daß Schaltschwierigkeiten in 99% aller Fälle allein durch das übrige Schaltgestänge mit seinen zahlreichen Gelenken hervorgerufen werden!

Es gilt, die erforderlichen Schaltwege des Getriebes möglichst präzise zu übertragen.

Auf den nachfolgenden Bildern sieht man die getriebeseitigen Schaltwege:
Winkel jeweils 22,5° von der Mitte + 3 Höhen für die unterschiedlichen Schaltgassen.

Bild links: Leerlauf, Bild rechts: Schaltgasse 3. + 4. Gang  

Bild links: 2. oder 4. Gang, Bild rechts: 1., 3. oder Rückwärtsgang  

Bild links: Schaltgasse 1. und 2. Gang, Bild rechts: Schaltgasse Rückwärtsgang  

Die Skala kann helfen, die angegebenen Maße proportional am Gestänge des Getriebes einzuhalten und zu kontrollieren. Einfach ausschneiden und direkt auf das Getriebe stecken und dort fixieren (doppelseitiges Klebeband, Gummimuffe zuvor abnehmen).  

 

Folgende Bauteile sind für die Wahl der Schaltgasse zuständig (Ebene 3+4, 1+2 und R);
häufige Probleme:

 

 

  • A. Die Befestigung des Lagerbocks an der Stirnwand ist lose, dies betrifft oft Modelle ab Baujahr 1986, die nur noch über 2 Befestigungsösen verfügt (1-2mm Spiel).
  • B. Das Plastiklager ist zu einem Oval aufgerieben (1-2 mm Spiel).
  • C. Das Profilstück ist abgewetzt (1 mm Spiel).
  • D. Die Gummirolle der Vorwählstange ist aufgeweicht, morsch oder aufgeweitet (1 mm Spiel).
  • E. Kugel und Pfanne sind wegen Schmiermittelmangels ausgerieben (2-3 mm Spiel).
  • F. Der Klemmsitz des Schalthebels ist seit längerem lose und hat sich aufgerieben, so daß der Schalthebel nicht mehr in der Lage ist, die Schaltwelle des Getriebes korrekt zu führen.
  • G. Das Gummi im Zwischenlager ist gerissen oder verquollen, dadurch bewegt sich das Schaltgehäuse gegenläufig zum Schaltrohr (3-5 mm Spiel).
  • H. Die Ösen des Gabelhebels sind oval ausgerieben (Schmiermittelmangel) oder sogar gebrochen (0,5-1 mm Spiel).
  • I. Die Lagerschalen sind abgeschliffen (Schmiermittelmangel, 0,5-1 mm Spiel)

Allein der fehlerhafte Zustand dieser Bauteile kann im Extremfall bis zu 16mm Spiel verursachen und damit dürfte es ziemlich Probleme geben, die Schaltung einzustellen. Daher sollten diese Teile regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden.

Für das Einstellen der Schaltung, insbesondere der Schaltgasse, braucht man im Grunde nur zwei Bauteile:

  • Grundjustierung mit dem Lagerbock an der Stirnwand
  • Längenänderung der Vorwählstange

Der Schalthebel kann ab Werk nicht verdreht oder verstellt am Getriebe befestigt werden. Klemmsitz, Schraube und Nut sorgen für eine einzige mögliche Befestigungsposition! Wo das nicht der Fall ist, sollte man ergründen warum!

Folgende Bauteile sind für die Wahl des Ganges zuständig (1., 2., 3., 4. und R);
häufige Probleme:

 

  • J. Der Schalthebel sitzt auf dem Getriebe locker (2-4 mm Spiel).
  • K. Das Kugelgelenk ist ausgewaschen (Schmiermittelmangel), die Kugelpfanne springt gern von der Kugel herunter (1-2 mm Spiel).
  • L. Die Gummirolle ist ausgerieben, porös, aufgeweicht oder in 2 Teile zerfallen. Dieses Teil ist eines der am häufigsten zu bemängelnden Verschleißteile und sorgt für enorme Toleranzen. Ist diese Gummirolle defekt, zerstört man sich unfreiwillig die Plastikabdeckung auf der Lenksäule! (6-10mm Spiel).
  • M. In den aller seltensten Fällen sitzt der Schalthebel auf dem Schaltrohr locker. Für die Keilschraube benötigt man einen speziellen Abdrücker, um dieses Bauteil zu demontieren (1-2 mm Spiel).
  • N. Eine Schwergängige Schaltung, sowie erhöhter Verschleiß an den Baugruppen führt in der Regel zu mehr Kraftaufwand am Handschalthebel. Folge, die Gabel bricht auf einer Seite. Oval ausgeriebene Ösen vergrößern das Spiel (0,5-1 mm Spiel).

Allein der fehlerhafte Zustand dieser Bauteile kann im Extremfall bis zu 19mm Spiel verursachen und damit dürfte es ziemlich Probleme geben, die Schaltung einzustellen. Daher sollten diese Teile regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden.

Für das Einstellen der Schaltung, insbesondere der Wahl der Gänge, braucht man im Grunde nur ein Bauteil:

  • Längenänderung an der Schaltstange mit dem Kugelkopf

Alle anderen Teile sind ab Werk nicht verdreh- oder einstellbar ausgelegt!

Nur unter der Voraussetzung der Verwendung einwandfreier Einzelteile ist ein problemloser Betrieb mit der Schaltung gegeben.

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Wie schon an anderer Stelle erwähnt, wird die Schaltung im erheblichen Maße von der Beschaffenheit der Karosserieauflagegummis (Verbindung der Karosserie zum Rahmen, sowie des hinteren Silentgummis am Getriebe beeinflußt. Mit der Verformung derselben nach Jahren, verstellt sich die Schaltung allmählich. Auf diese Weise kommen schnell noch 4-8 mm Spiel hinzu!

Vergleichen Sie selbst! Im Vordergrund ein neues Karosserieauflagegummi und im Hintergrund 20 Jahre alte Gummis. Meinen Sie, daß geht an der Einstellung der Schaltung spurlos vorüber?  

Abschließend noch ein paar Bilder, die Ihnen bei der Kontroller aller verschleißfähigen Komponenten helfen sollen.

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Für die Demontage des Keilstiftes benötigt man in der Regel ein Spezialwerkzeug.  

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Prüfen Sie den Verschleiß der Buchse. Der Schaltstock sollte hier absolut sicher geführt werden, ohne Spiel.
Alles muß straff sitzen, nirgends soll Spiel und Klapprigkeit vorhanden sein.  

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Prüfen Sie, ob der Schalthebel die richtige Biegung aufweist. Die Gabelführung muß parallel sein. Biegen Sie sie gegebenenfalls im Schraubstock vorsichtig nach.  

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Aufarbeiten, Restaurieren... ordentlich geht das am Besten! Übrigens, ab Werk waren die Teile verzinkt. Meine Empfehlung: lassen Sie die alten teile galvanisieren!  

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Häufige Fehlerquellen, wenn die Schaltung hakt.  

getriebe_353_lenkradschaltung_img_1147.jpg getriebe_353_lenkradschaltung_buchse.jpg Es gibt mehrere Ausführungen des Lagerbocks. Für kurze Zeit gab es auch solche, die nur 2 Befestigungsösen hatten. Diese sind anerkannte Fehlkonstruktionen, die sich gerne verstellen und Probleme bereiten. Im Lagerbock befinden sich 2 Plastebuchsen. Diese reiben sich mit zunehmender Zeit oval aus. Ein besseres Foto habe ich leider nicht. Sollten Sie keine Ersatzbuchse haben, drehen Sie diese um 90° oder tauschen die innere und äußere Buchse gegeneinander aus. Das minimiert vorhandenes Spiel in jedem Fall.  

getriebe_353_lenkradschaltung_img_1148.jpg getriebe_353_lenkradschaltung_img_1151.jpg
Alles muß straff sitzen, nirgends soll Spiel und Klapprigkeit vorhanden sein.  

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Prüfen Sie, ob der Kipphebel gerade und nicht verbogen ist. Die Achsen verlaufen parallel zueinander und sind im rechten Winkel aufgeschweißt.  


Versäumen Sie es nicht, bei technischen Problemen am Wartburg entsprechende Fachbücher zu Rate zu ziehen.