Lenkradschaltung 353 kontrollieren

Feb
02
2009

Erst vor etwa einem viertel Jahr habe ich einen niegelnagelneuen Schalthebel eingebaut. Zunächst schien alles schön und gut, jedoch bald stellte sich das gewohnte Klirren und Klappern am Schalthebel ein. Nun könnte man meinen, an dem Teil sei kein Fehler, schließlich ist es neu!

Mich stört das Geknarze und ich bin mehr als gewillt, der Ursache auf die Spur zu kommen. Wenn man allein fährt, kann man mit Allerlei leben, jedoch finde ich es immer peinlich, wenn die Familie einen begleitet, Arbeitskollegen, Freunde und man mit diesem offensichtlichen Mangel kämpft. An jeder Ampel rasselt es, auf langer Fahrt bei Tempo 90 - 100 schnarrt es!

Das muß doch nicht sein!

Ich verfüge über den richtigen Abdrücker, so ist das Schaltgestänge schnell ausgebaut. Im Ersatzteilfundus finde ich schnell noch diverse andere Schaltungsteile, gebrauchte und neue.  

Um die Schaltgabel bei der Demontage/ Montage nicht zu beschädigen, ist sie mittels passender Hülse abzustützen, dann kann man den Stift mit einem Dorn austreiben.  

Sperrstück (das ist der kleine Metallquader) und Feder verschleißen irgendwann und sorgen für Geräusche. Also ist man irgendwann gezwungen, auch diese Teile zu zerlegen. Der Kerbstift läßt sich leicht austreiben. Auch hier muß man aufpassen, daß der Gabelhebel nicht belastet wird.  

Hier im Bild die Einzelteile.  

Neue Sperrstücke findet man bei einigen Teilehändlern auf Oldtimertreffen. Teilweise fehlt ihnen die Bohrung für den Kerbstift (mitte hinten). Die läßt sich jedoch anbringen. Bei dem Sperrstück rechts im Bild sieht man deutlich die abgeschliffene rechte Flanke.  

Der Aha Effekt. Ich bin dem Rätsel meiner Geräuschkulisse auf der Spur! Der obere Gabelhebel stammt aus meinem Tourist, Bj. 1984.
Das mittlere Modell entspricht meinem neuen Ersatzteil, daß ich seit vielen Jahren besitze und erst vor ein paar Monaten eingebaut habe.
Der untere Gabelhebel stammt aus einem früheren Baujahr.  

Hier sieht man die 3 Teile noch einmal von der Seite. Manche Wartburgfahrer beklagen den Bruch einer der Befestigungsösen. Bei dem mittleren Gußteil könnte ich mir das gut vorstellen. Der obere und der untere Gabelhebel sind Dreh- und Frästeile, wirken etwas massiver und sauberer verarbeitet.
Dann mache ich den Test: Ich nehme ein neues Sperrstück und setze es zur Probe in jeden Gabelhebel ein. Ergebnis:
Im oberen Gabelhebel ist etwas Luft, vielleicht einen halben Millimeter.
Im mittleren Gabelhebel hat das Sperrstück fast eineinhalb Millimeter Luft
Im unteren Gabelhebel geht das Sperrstück saugend rein, nichts wackelt, kein Spiel!
Fazit: Ich verwende ab sofort den unteren! Der sieht auch am solidesten aus.
Wer den mittleren Gabelhebel verwenden will/ muß, dem empfehle ich, sich ein Sperrstück selbst maßzufertigen.  

Hier sieht man zwei Schalthebel und zwei Knöpfe! Ja, das sind die Begriffe aus dem Ersatzteilbuch. Wartburg 353 hatte früher einen etwas kleineren, zierlicheren "Knopf" (also der Griff), als die letzten Modelle.
Der obere Schalthebel stammt original aus meinem Wartburg, der untere aus meiner Ersatzteilkiste. Was der eine Hebel an Biegung zu wenig hat, hat der andere zuviel. Da muß jemand kräftig am Rückwärtsgang gezogen haben.  

Hier habe ich mir meinen Schalhebel bereits mit ausgewählten Teilen zusammengefügt. Ansicht von beiden Seiten.  

So kann man die mechanische Funktion gut erkennen: Dies ist die Schaltgasse 3. und 4. Gang.  

Dies ist die Schaltgasse 1. und 2. Gang.  

Dies ist die Schaltgasse Rückwärtsgang.
Wer noch nie seine Schaltung (nackt) gesehen hat, kann sich nun vielleicht ein besseres Bild über die Mechanik des Sperrstückes machen.  

Noch einmal von unten: Schaltgasse 3. und 4. Gang.
Nun dürfte spätestens jetzt klar sein, was passiert, wenn die Teile zu viel Spiel aufweisen, daß man neben Geräuschen, auch ggf. mit Schaltschwierigkeiten zu kämpfen hat.  

Auf diesem Bild sieht man mein seit ca. 4 Monaten im Einsatz befindliche Neuteil. Das Sperrstück sitzt wackelig und lose in dem Gabelhebel. Auch die intakte Feder mit ihrem Drehmoment ist nicht in der Lage, die Vibrationen des Zweitakters auszugleichen. An der Flanke ist bereits erster Abrieb erkennbar.  

Für die, die es interessiert. Ein linealgerader Schalthebel funktioniert im 353W mit Purschaumlenkrad nicht. Man kann nicht schalten. Ein übertrieben verbogener Schalthebel geht auch nicht. Mein Schalthebel hat einen Knick von ca. 10°. So paßt das bei mir am besten zwischen Lenkrad und Armaturenbrett in allen Gängen.
Manchmal ist es kaum zu glauben, auf was man alles achten muß! Frühere Erfahrungen mit anderen Wartburgs lassen mich diesen Punkt extra betonen.  

Hier das obere und untere Ende meines Schaltrohres. Ohne Verschleißmerkmale und ohne Rost! Das kann ohne Probleme weiterverwendet werden.  

Hier aus meinem Fundus noch zwei unterschiedliche Baujahresteile: links, letzte Variante (Neuteil), rechts aus den frühen 70'ern. Das Teil hat diesen Schrumpellack drauf.  

Kurz vor der Montage, alles kontrollieren und fetten.  

Das Einschlagen des Zylinderstiftes erfolgt wieder mit einer Hülse zur Abstützung. Weder der Gabelhebel, noch das Aluminiumschaltgehäuse dürfen mechanisch belastet werden!  

Sieht gut aus! Nur noch etwas einfetten.  

Plastikschlauch, Griff (äh, Knopf), Manschette, sowie Lagerbuchse vervollständigen das Schaltgestänge. Als Schutzmanschette verwende ich, solange ich denken kann, die Manschette, die eigentlich für den Hauptbremszylinder gedacht ist. Ich finde, das sieht schicker aus und vor allem rutsch sie beim Schalten nicht vom Schaltgehäuse.  

 

Alleine Schrauben macht erfinderisch. Mit einem Gummiband fixiere ich nach dem Einfädeln den Schalthebel, so kann man im Motorraum ungestört den Schalthebel und die Keilschraube auf das Schaltrohr stecken.
Alles sitzt stramm und nun wirklich spielfrei. Die Gänge schalten sich weiterhin problemlos, an den Einstellungen der Schaltung habe ich ja nichts verändert.  


Versäumen Sie es nicht, bei technischen Problemen am Wartburg entsprechende Fachbücher zu Rate zu ziehen.