Wartburg 353 fährt mit Flüssiggas!

In einem Forum zum Thema Gas als Treibstoff für Kraftfahrzeuge und deren Umrüstbarkeit gab es einmal eine Frage, ob der 2-Takt-Wartburg (und natürlich auch der Barkas) auch auf Gasbetrieb umgerüstet werden kann. Dort fand und kannte man keine Lösung dafür und man bescheinigte ihm alsbald die Unmachbarkeit.
Was keiner wußte, in Belgien hat ein Mann das scheinbar unlösbare Problem vor vielen Jahren praxistauglich umgesetzt: Noël Dünzen.

Eric, dem tapferen und überzeugten Wartburgfahrer aus Paris, sei Dank! Er besitzt einen dieser hoch seltenen belgischen Wartburg Tourist (Bj. 89) und hat mir erlaubt, Fotos von dieser ungewöhnlichen Gasanlage zu machen.

Er hat jedoch diese Anlage vor Monaten außer Betrieb genommen, da die Lebensdauer des Motors betrieben mit Gas-Öl-Gemisch deutlich niedriger war, als bei Benzin-Gas-Gemisch. Wegen des relativ kleinen Gastanks hatte der Wartburg nur einen Aktionsradius von rund 350 km.
Natürlich war der Wartburg mit einer belgischen Ölomatic ausgestattet, ohne die die zwingend erforderliche Ölbeimengung des Kraftstoffes nicht gewährleistet würde.

Im unteren Fach des Kofferraumes des Tourists fand der zylinderförmige Gastank platz. Klar, das dadurch das Reserverad des Wartburg zu Hause bleiben muß. Ein kühner Gedanke, mag man meinen, aber inzwischen planen (und fordern) viele Automobilhersteller auf das Reserverad gänzlich zu verzichten, denn durch das relativ dichte Werkstattnetz auf Europas Straßen, stetig verbesserten Materialien für Reifen und Straßenbelag, sowie den eilend helfenden Automobilklubs kommt das Reserverad immer weniger zum Einsatz.
Auf den Bildern oben ist der Platz zu erkennen, an dem einst die Gasflasche saß. Nicht zu erkennen ist, daß der Fahrzeugboden an dieser Stelle nachträglich nach unten aufgeweitet wurde um so mit einer halbrunden Form der Flasche ein geeignetes Bett zu geben.
Die beiden Bilder unten zeigen die Lage des Anschlußgehäuses, welches einst den Druckminderer aufgenommen hat.
Der Gastankstutzen befindet sich  unterhalb der rechten hinteren Stoßstange.

Damit das Befüllen des Autos an verschiedenen gebräuchlichen Anschlußnormen (Belgien/ Frankreich) der Zapfsäulen nicht scheitert, gibt es einen entsprechenden Adapter.
Auf dem Armaturenbrett befindet sich ein Ventil-Umschalter, das erlaubt, den Wartburg wahlweise mit Benzin oder mit Gas zu fahren.
Da die Benzinpumpe die bekannte Standardpumpe geblieben ist und auch während der Fahrt mit Gas aus der Flasche weiter arbeitet, d.h. Benzin fördert, ist dieser Wartburg mit einer zweiten Benzinleitung ausgestattet. Zwei elektrisch betätigte Ventile leiten das Benzin um, so das es über diese Leitung zurück in den Tank kreist. Die Ventile sitzen auf dem vorderen rechten Radkasten.
Auf dem linken Radkasten befestigt war, neben dem Reserveöl für die Ölomatic, das Gerät für die Vorwärmung und Regulierung des Gases.

Die Vorwärmung erfolgte über den Kühlkreislauf des Motors.
Der Regulator steuerte darüber hinaus die lastabhängige Gasmenge und sorgte auch für den Stopp, wenn mit Benzin gefahren wurde, es soll ja kein Gas ausströmen.
So etwa saß der Gasregulator auf dem Kotflügel, der Konstrukteur selbst hält es in den Händen.

Vom Regulator führte über einen Verteiler zwei Schläuche an den Flansch, der zwischen Jikov 32 SEDR Vergaser und Ansaugkrümmer geschraubt wurde.

Das Gemisch wurde erzeugt, wie schon auf der Ölomatic-Seite beschrieben.

Darüber hinaus fährt der Wartburg noch heute zuverlässig mit der von Herrn Dünzen selbst gebauten kontaktlosen Zündanlage.