Getriebe BM311 zusammenbauen

Mär
28
2008

Hier geht Detlefs Bericht mit dem Zusammenbau des Getriebes weiter:

Heute nun, wie versprochen, der „Abschlußbericht“ meiner Getriebeüberholung. Ich werd die Sache wohl zweiteilen müssen, wegen der Anzahl der gemachten Bilder.

Nachdem das Differential eingebaut war, ging es an das einstellen. Irgendwo vorher hatte ich mal erklärt, was die Zahlen, die im Tellerrad eingraviert sind bedeuten. Bei diesem Differential sollte das Flankenspiel 0,22mm betragen. Aus einem Flacheisen und einer Rohrklemme hab ich mir unter Zuhilfenahme einer Zündeinstelluhr eine Einstellvorrichtung gebaut.


Um das Lagerspiel der Schulterlager einstellen zu können, hab ich aus einer unbrauchbaren Einstellmutter dieses Werkzeug gebaut  


Zwei Bohrungen wurden einfach durchgebohrt und 'ne 8'er Schraube durch, fertig. Zum Einstellen reicht das allemal  


Beim Einstellen hatte ich große Probleme, weil die äußeren Lagerringe verdammt schwergängig waren und Einstellen nicht wirklich möglich war. Also beschloß ich, die Schulterlager noch mal rauszunehmen und der Sache auf den Grund zu gehen.  


Für mich am einfachsten funktioniert das mit einem alten Schulterlager, einfach ein Flacheisen drüber mit 'ner Mutter für den Zughammer. Die Einstellmutter des Differentiallagers dient als Verbindung.  


Ursache war einfach die lange Lagerung. Ich habe alles schön auseinander genommen und die Lagersitze mit feinstem Schleifpapier gereinigt. Schon flutschte das. Leider gingen dabei auch meine letzten Dichtungen drauf. Also neue anfertigen. Ich weiß, daß Ihr das könnt, hier mal meine Version.
 


Als ich noch neue hatte, hab ich die einfach unter den Kopierer gelegt und mir eine Vorlage gemacht, die ich einem Hefter aufbewahre.  


Hier nun der Abdruck auf einer Karteikarte, die sich wegen der Stärke halt anbot  


Dann werden zuerst die Bohrungen mit einem Locheisen auf dem Kernholzausgestochen. Würde man das zuletzt machen, läuft man Gefahr, daß die Dichtung aufbricht  


Dann wird zuerst innen und danach außen abgeschnippelt, fertig. Paßt perfekt.  


Nachdem Einbau der Lager konnte das einstellen beginnen. Nun war die Sache einfacher und man kann sicher die 0,22 mm Luft erkennen.  


Bei gelaufenen Differentialen gebe ich immer etwas mehr Luft, denn die angegebenen Lagerspiele beziehen sich immer auf neue Teller und Kegelradpaare. Erfahrungsgemäß wird die Sache sonst zu stramm und kann zu schlechten Tragbildern und Aufbrüchen in den Zahnflanken führen.  


Hier hab ich mit Tusche die Zähne gepinselt um das Tragbild zukontrollieren, Paßt gut.  


Nachdem das Differential eingestellt und die Einstellmuttern gesichert waren, ging es an den Einbau der Schaltung. Wichtig sind diese kleinen Walzen, die ein gleichzeitiges Einlegen zweier Gänge verhindern sollen und dies auch können! Zwei dieser Walzen sind zwischen den Schaltwelleneingebaut.  


So sieht die Sache dann komplett aus. Bei den Schaltwellen gibt es scheinbar auch Unterschiede, denn gerade bei den 8er Kerbschrauben hatte ich zwei Wellen dabei, die eine kleinere Bohrung hatten und somit ein arretieren auf der Welle nicht möglich war. Die Schrauben habe ich zusätzlich mit Loctite gesichert  


Jetzt konnte auch das Freilaufgehäuse montiert werden
Die Schraube des Tachoantriebes hab ich mit dem Schlagschrauber angezogen, dabei gab es ein federartiges Geräusch. Das hat mir dann doch keine Ruhe gelassen und ich beschloß der Sache auf den Grund zu gehen, doch dazu in Teil II gleich mehr.  


Bevor ich zur Prüfung der einzigen Feder, die dieses Geräusch hätte verursachen können, nämlich der Freilauffeder, komme, hier noch einpaar Impressionen von der Überholung der Kupplungsglocke.


Diese Ausrückwelle ging so gut wie gar nicht mehr.   


Und die Welle gereinigt und gefettet wieder eingesetzt, alles geht wunderbar leicht und ohne Lagerluft  


Selbst den Kerbstift mußte ich erneuern  


Das Freilaufgehäuse war schnell wieder abgebaut.  


Die Feder prüfe ich, indem ich einen Kleinen Schraubenzieher ansetze und den Käfig der Freilaufrollen gegen die Federkraft bewege. Anschließend muß die Feder den Käfig wieder in die Ursprungslage zurückdrücken.
Alles ging wunderbar und die Sorge war scheinbar unberechtigt. Wahrscheinlich hat die Feder dieses Geräusch durch die Vor- und Rückwärtsbewegung des Schlagschraubers verursacht. Aber lieber vorher nachsehen, wenn das Getriebe erst eingebaut und dann ein Fehler festgestellt wird, ist der Aufwand doch schon erheblich
 


Die Kupplungsglocke wird zum Anbau vorbereitet, die Dichtung sitzt schon.
Um den Simmerring vor Beschädigungen beim Einbau zu schützen, wickele ich eine dünne Lage Isolierband über die Verzahnung der Kupplungswelle. Erfahrungsgemäß beschädigt man gerade hier die Dichtlippe und auch neue Simmerringe sind plötzlich undicht  


Hier sitzt der Simmerring am rechten Platz. Das Lager hat vorher noch einpaar Tropfen Öl gesehen, damit es beim ersten Anlaufen des Motors auch geschmiert ist.  


Fertig!
Sieht doch toll aus, oder? Den ersten Funktionstest beim durchschalten hat es bestanden und nächstes Wochenende kommt es rein.  

Dieser Bericht erhebt nicht den Anspruch vollständig oder das Maß der Dinge zusein, wenn es darum geht, wie man ein 311er Getriebe instand setzt. Sinn war auch beileibe nicht, Herrn Helbing die Arbeit abzuluchsen, sondern vielmehr seine Arbeit wertzuschätzen, denn viele können sich einfach nicht vorstellen, wie viel Mühe und Erfahrung nötig sind, um ein Getriebe fachgerecht instand zu setzen. Außerdem habe ich mir bewußt einwenig über die Schulter schauen lassen, um zu zeigen, daß man mit einwenig Kreativität, was z.B. fehlende Werkzeuge anbelangt, Erfahrung und gut eingerichteter Werkstatt auch zu einem guten Ergebnis kommen kann.

Fazit bleibt dennoch Peters Empfehlung auf seine Homepage: Mehr als den Freilauf sollte man lieber nicht alleine wechseln.  


Versäumen Sie es nicht, bei technischen Problemen am Wartburg entsprechende Fachbücher zu Rate zu ziehen.