Restaurierung Fahrwerk 353W

Teil 5, Fahrgestell- und Karosserietransport, sowie Montage

Sep
06
2007

Endlich! Der lang ersehnte Tag, an dem ich Karosserie und Fahrgestell wieder vereinen kann! Bis dahin war ein straffes Programm durchzuführen, um alles zu schaffen. Vor allem 'zig Termine und Vereinbarungen zu treffen, denn ich habe weder eine eigene Hebebühne, noch Trailer, Zugfahrzeug usw.
Wie schon beim letzten Mal hat sich mein lieber Freund und Kollege Bernd ohne zu zögern bereit erklärt, mir beim Transport zu helfen. Das hat mir sehr geholfen und ich bin ihm sehr dankbar, auf diese Weise ein großes Problem abgenommen bekommen zu haben. Ebenfalls mein Dank an die netten Leute, die mir Ihre Hebebühne zur Verfügung stellten!
Das klingt vielleicht alles ganz einfach, ist es jedoch nicht:

  • Werkstattermin koordinieren (Hebebühne) und immer wieder nachfragen, ob alles bei dem Termin bleibt
  • Trailer anmieten
  • Zugfahrzeug organisieren und immer wieder prüfen, ob die Termine von allen gehalten werden können,
    das Fahrwerk wiegt ~330kg, die Karosserie ~620kg, der Mietanhänger wiegt leer 750kg
    einzeln läßt sich alles beinahe von jedem Fahrzeug ziehen - außer vom Wartburg, aber nach der Montage kommen an der Zugvorrichtung stattliche 1.700kg zusammen!
    Wer hat ein Auto, daß diese Last bewältigen kann und ist bereit die Fahrt zu übernehmen? Bernd hat sich ohne zögern dafür entschlossen!
  • weitere Werkstatt wegen Hohlraumkonservierung einplanen, das Fahrwerk sollte ursprünglich solo konserviert werden
  • Helfer zum Schieben einplanen
  • Alles vorbereitet? Schrauben, Einzelteile, Werkzeug vollständig?

Mit der Erfahrung der ersten Fuhre meines hölzernen Hilfsrahmens, bauten ich zwei ungelengte Starrachsen, an denen ich meine Reserve Radnaben und Wartburgräder montieren konnte. Auf diese Weise ließ sich die Karosserie fast spielerisch schieben.
Auf den weiteren Bildern kann man nun Transport, Zusammenbau und Rücktransport verfolgen.

 

Bevor die Karosserie endgültig abgesenkt werden kann, muß man wohl an die hundert mal um das Auto "kreisen", um das Fahrgestell genau in die richtige Position zu bringen.
Dabei ist insbesondere auf folgendes zu achten:

  • Dichtgummi (Gummiplatte) auf den "Haifischzahn" legen
  • Pedale niederdrücken und in dieser Position mit einem Gurt am Rahmen befestigen
  • alle Karosserieaufnahmepunkte am Fahrwerk schmieren und die Gummis auf die Metallauflage stecken und am Fahrwerk in Position bringen
    • 2x am Ausleger an den vorderen Federdomen (über den Vorderrädern)
    • 2x an den hinteren Federdomen (über den Hinterrädern)
    • 2x an den hinteren Rahmenanschlüssen der Federdome (~unter der hinteren Sitzbank)
  • 4x neue Gummis an den Haltern der Schweller (die bei mir am Schweller montiert geblieben waren)
  • nicht die Gummis beim Absenken schief einquetschen
  • nicht die Karosserie schief aufsetzen, man läuft Gefahr, sich die Domhülsen im Radhaus hinten oder vorn zu beschädigen
  • auf Bremsflüssigkeitsbehälter, Schaltung, Lenkung und Pedale achten
  • noch einmal: nicht die Handbremse (Gummi, Haifischzahn) vergessen

Das alles geht tatsächlich nur millimeterweise voran und benötigt allein dafür eine Stunde.
Nach dem die Karosserie wieder auf ihrem angestammten Platz stand - alles hat perfekt gepaßt - konnte ich sie an den 10 Auflagepunkten befestigen und den Platz an der Hebebühne räumen. Alles weitere habe ich dann in meiner Garage fertiggestellt.

 

Apropos "alles hat gepaßt", mein 23 Jahre alter Rahmen hatte sich (nichts anderes war zu erwarten) insbesondere am linken vorderen Karosserieausleger gesetzt. Dadurch war schon längst keine gleichmäßige Auflage der Karosserie an allen Punkten gegeben. Ich habe das früher daran bemerkt, daß die Karosserie im Grunde überall beinahe den Rahmen berührt hat. Ich spendierte daher schon vor zwei Jahren einen kompletten Satz Gummis, und konnte den Kontakt gerade so vermeiden. Die Auflage am Schweller hinten rechts konnte ich damals nur mit Hilfe einer zusätzlichen 6mm starken Scheibe sichern, so tief hing alles durch!!

Nach Olafs perfekter Arbeit, sitzen alle Auflagepunkte genau und ich hatte keine Probleme, die Karosserie festzuschrauben. Alle Punkte scheinen so genau in der Höhe, daß man ein Haarlineal anlegen könnte.

Wenn es um den ernsthaften Erhalt historischen Kulturgutes geht, kann ich nur empfehlen, Karosserie und Rahmen stets nach Maß zu restaurieren/ restaurieren zu lassen! Davon auszugehen, daß insbesondere die Rahmen des Wartburgs unveränderliche Objekte seien, ist verkehrt. Es gibt Leute, die investieren Tausende in ein Objekt und es gibt Leute, die nehmen diese Tausende für ein entsprechendes Objekt...
Mir ist es bis heute ein Rätsel, wie man als ausgewiesene Firma für Wartburg Karosserie- und Fahrzeugschlosserei eine entsprechende Karosserie auf dem schiefen, lediglich entrosteten und lackierten Rahmen zusammenschweißen kann?!?
Ich kenne da eine Firma, die stellt sich mit solchen Wartburg Restaurationen sogar vor und man denkt beim Betrachten der Fotos unwillkürlich an eine Hinterhofgarage eines Laien...

Während meine Karosserie auf dem Holzrahmen stand, ließen sich auch die Türen öffnen und schließen, als ob es der richtige Rahmen sei. So war die Karosserie in den vergangenen Monaten "gut aufgehoben".